Schwule Soapstars

Thore Schölermann und Jo Weil
aus "Verbotene Liebe" © ARD

Obwohl Homosexualität in der westlichen Welt mittlerweile salonfähig wurde und die gesellschaftliche Akzeptanz steigend ist, so ist es bei den meisten Schauspielern immer noch ein grosses Tabu, zur eigenen Sexualität zu stehen. Bei den Soapstars ist das nicht anders als bei der Liga der grossen Film- und Hollywoodschauspielern. Dafür brodelt umsomehr die Gerüchteküche bei potentiell verdächtigen Kandidaten. Doch dazu später.

„Unter uns“ ist die einzige langjährige deutsche Daily-Soap, die bisher noch nie eine schwule oder lesbische Figur im Hauptcast hatte. Dies erstaunt besonders unter werbewirtschaftlichen Aspekten, haben doch gerade Seifenopern einen relativ hohen Anteil an homosexuellen Zuschauern, welche allgemein eine höhere Kaufkraft haben und daher werbewirtschaftlich besonders lukrativ sind. 
Wenn man dazu noch bedenkt, dass böse Zungen aus der Fernsehbranche behaupten, Soaps seien lediglich Rahmenprogramm für Werbung, so verblüfft es umso mehr, dass „Unter uns“ noch nie direkt Jagd nach homosexuellen Zuschauern gemacht hat.

Lindenstrasse: Der erste schwule Kuss
 in einer deutschen Serie
© WDR

Homosexualität streifte „Unter uns“ bisher nur am Rande, ein paar Nebenfiguren waren schwul bzw. lesbisch (z.B. der Bruder von Corinna Bach oder eine Bekannte von Irene), doch ernsthaft nahm man sich dem Thema nie an. Anders ist es da bei der „Verbotenen Liebe“, der es mit der Liebesgeschichte um Chris und Olli (gespielt von Thore Schölermann und Jo Weil) sogar gelang, über das Videoportal YouTube fast zweihunderttausend Fans aus aller Welt zu mobilisieren. Ähnlich aber deutlich weniger erfolgreich gelang dies auch „Alles was zählt“ mit Deniz und Roman (Igor Dolgatschew und Dennis Grabosch). Historisch gesehen ist jedoch ARDs „Lindenstrasse“ der Vorreiter der Schwulen- und Lesbenbewegung in der Fernsehserienlandschaft: 1987 küsste Dr. Carsten Flöter (gespielt von Georg Uecker) den feinfühligen Gert Weinbauer (gespielt von Günter Barton). Drei Jahre später folgte der zweite Kuss zwischen den beiden – diesmal sogar in Grossaufnahme. In der Presse erhitzten die Gemüter, die ARD bekam unzählige Beschwerdebriefe von den Zuschauern und die beiden Schauspieler erhielten sogar Morddrohungen – heutzutage kaum noch vorstellbar. Uecker ist selber schwul und geht mit seiner Homosexualität offen und selbstbewusst um, engagiert sich sogar seit mehreren Jahren mit verschiedenen Schulprojekten für Toleranz und Respekt gegenüber homo-, bi- und transsexuellen Menschen.

Doch welche anderen Soapstars sind homosexuell? Die Dunkelziffer ist wohl hoch, sind doch gerade musische Berufe besonders schwulenaffin. Gehen wir doch mal der Reihe nach, Soap für Soap, auf der Suche nach (potentiellen) schwulen oder lesbischen Soapies.

Jana Kilka und Jo Weil aus VL
© mccain.de 

• „Verbotene Liebe“: Hartnäckig halten sich die Gerüchte  um eine Homosexualität bei Jo Weil, der konsequent und kategorisch in sämtlichen Interviews eine Antwort auf diese Frage verweigert – anders als Serienkollege Thore Schölermann, der in der Serie seinen Ehemann spielt, aber klar zu seiner Sexualität steht und sich zu seiner Liebe mit Jana Julie Kilka (spielt ebenfalls bei „Verbotene Liebe“ mit, in der Rolle der Jessica Stiehl) bekennt. Jo Weil erscheint jedoch auf der schwulen Website wayoutboys.de auf der Liste der homosexuellen Promis, allerdings ohne Angaben von Quellen. Broder B. Hendrix spielte als Gero von Sterneck zusammen mit Andreas Zimmermann alias Markus Fröhlich das erste schwule Liebespaar bei VL. Hendrix ist selber schwul und steht offen dazu. Kay Böger (alias Tom Seifert) spielte zusammen mit Andreas Stenscke (alias Ulli Prozeski) das zweite schwule VL-Paar. Laut Insidern wurde Böger öfters mal mit einem Mann in Köln händchenhaltend in Diskotheken gesichtet, eine offizielle Stellungnahme bleibt jedoch aus.
• "Gute Zeiten Schlechte Zeiten“: Erwähnenswert ist hier wohl Laurent Daniels, der 1997-2000 den schwulen Philip Krüger spielte und selber offen homosexuell lebt. In der Serie war die Figur mit Philip zusammen, der von Ralf Benson gespielt wurde. Benson soll Gerüchten zufolge ebenfalls homosexuell sein und sich regelmässig auf dem schwulen Datingportal Gayromeo rumtreiben. Jedoch fehlt ein offizielles Statement.

Homosexuell und selbstbewusst:
Ulrike Röseberg & Dennis Grabosch
 © ulrikeroeseberg.de

• „Alles was zählt“: Dennis Grabosch spielt den schwulen Roman Wild seit Beginn der Serie. Grabosch ist privat mit Brent Magee verheiratet, einem Londoner Psychotherapeuten und gestand öffentlich, dass er mal von Schwulenhassern zusammengeschlagen wurde – nicht zuletzt, um Gleichgesinnten Mut zuzusprechen. Ulrike Röseberg ist ebenfalls ein Urgestein bei AWZ und verriet einst in einem Video-Interview auf AWZ.de, dass sie auf Frauen stehen würde. Kurze Zeit später wurde das Video von der RTL-Redaktion überarbeitet und das Geständnis herausgeschnitten. Im „Tagesspiegel“ erschien ein interessanter Artikel über ihre Beziehung zur Grossmutter und ihrem Coming-Out. 

Fazit: Natürlich ist es egal und Privatsache, ob ein Mensch schwul, hetero oder bisexuell ist. Es ist jedoch immer wieder interessant aber auch erschütternd, wie sich Schauspieler auch heutzutage noch vor der Öffentlichkeit verbiegen – aus Angst, öffentlich blossgestellt zu werden oder weibliche Fans zu verlieren. Es zeigt subtil, wie die Schwulen- und Lesbenbewegung auch in der westlichen Welt noch längst nicht abgeschlossen ist.

Im 2. Teil der Reportage um „Schwule Soapsstars“ geht es exklusiv um die Schauspieler von „Unter uns“ – mit pikanten Enthüllungen!